Schützenverein Holdorf

Geschichte

Das Vereinsleben zwischen den beiden Weltkriegen

Der erste Weltkrieg hatte in den Reihen der Holdorfer Schützen große Lücken hinterlassen. Viele waren im Kampf um Heimat und Vaterland gefallen. Ihre Namen stehen auf dem Ehrenmal eingraviert, das den Gefallenen zu Ehren 1920 errichtet wurde.

Nach einer Pause von fünf Jahren fand 1919 wieder ein Schützenfest statt. Laut gesicherter Überlieferung rief der seit 1914 amtierende König Josef Strunk seinen Untertanen zu: „Fast alle Throne dieser Welt sind gefallen, nur der Holdorfer nicht!“

Festmarsch 1934 (v.l.n.r Heinrich Moormann, Heinrich Pille, Joh. Münzebrock)

Ruhige Männer im Präsidium des Vereins, wie Josef Westermann, Heinrich Bavendiek, August Borgerding, August Koldehoff, Josef Bergmann, Bernhard Moormann, Josef gr. Schlarmann und Hermann Bavendiek verstanden es, den Verein zu hoher Blüte zu verhelfen. Seit 1927 berichtet das Protokollbuch von den wichtigsten Ereignissen.

Als im Jahre 1933 der Nationalsozialismus die Macht übernahm, hatte das auch Auswirkungen für den Schützenverein. Es waren nicht nur äußerliche Veränderungen mit Hitler Gruß, Hissen der Hakenkreuzfahne und der Reichssportflagge, die Einführung nationalsozialistischer Gliederungen, Zwangsverpflichtungen und verbindliche Schulungen, Parteimitgliedschaft. Die Gleichschaltung des gesamten öffentlichen Lebens begann. Jeder einzelne hatte sich einzuordnen.

Schon im Mai 1933 wurde durch Verfügung des Reichssportkommissars der Zusammenschluss aller Schießsport treibenden Verbände zum Deutschen Schießsportverband angeordnet. Noch im Juli 1933 wurde der Beitritt / die Eingliederung sämtlicher Schießsport treibenden Vereinigungen zum Deutschen Schießsportverband verfügt, die der Verein im Februar 1934 vollzog.

Der Schützenverein Holdorf blieb durch seinen Beitritt zunächst formal ein selbstständiger Verein. Er war Mitglied des Deutschen Schützenbundes, der wiederum eine Fachgruppe des Deutschen Schießsportverbandes war, und dieser bildete die Fachsäule 9 im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen, der Dachorganisation des gesamten deutschen Sports. Die Gliederung der Verbände geschah nicht nach Landesgrenzen, sondern nach Gauen, die in Kreise und Unterkreise gegliedert waren. So gehörte der Schützenverein Holdorf (nach Auflösung des Deutschen Schützenbundes) zum Unterkreis Vechta-Cloppenburg im Gau Nordsee (Weser-Ems, Hannover-Ost, Bremen) des Deutschen Schützenverbandes im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen.

In der Generalversammlung vom 18. November 1934 befasste sich der Verein mit einer weiteren Verordnung vom August 1934. Der Mitgliederversammlung des Vereins wurden wichtige Mitspracherechte entzogen. Der zukünftige Vereinsführer war alleiniger Vertreter des Vereins und bestimmte seine Mitarbeiter. Er musste der NSAP angehören oder zumindest „politisch zuverlässig“ sein. Seine Wahl bedurfte der Zustimmung des Gauschützenführers.

Im Protokoll der Sitzung heißt es:

„Der Präsident verlas ein Schreiben des Reichssportbundes sowie des Deutschen Schützenbundes, wonach auch bei Schützenvereinen das Führerprinzip durchzuführen ist. Nach den vorliegenden Bestimmungen sind der Führer des Vereins und sein Stellvertreter, sowie zwei Kassenprüfer auf drei Jahre zu wählen. Der bisherige Präsident Josef gr. Schlarmann erklärte, dass er die Wahl des Vereinsführers nicht annehme. Es wurde daraufhin Heinrich Völkerding als Vereinsführer vorgeschlagen. Die Abstimmung ergab, dass Heinr. Völkerding einstimmig gewählt wurde. Als sein Stellvertreter wurde mit Stimmenmehrheit Heinrich Blomendahl gewählt. Sodann wurden als Schriftführer Hermann Liening und als Kassierer Heinr. Bavendiek einstimmig wiedergewählt.“

Sitzungsprotokoll Generalversammlung 19.11.1934

Trotz der Eingriffe des Staates in die Organisation des Schützenvereins und des Schützenwesens nahm der Ablauf der Arbeit im Verein seinen gewohnten Verlauf. Im Verein fand ein auffallend reges Vereinsleben statt. Die freundschaftlichen Beziehungen zu den Nachbarvereinen wurden ausgebaut, der „Viererbund“ entstand. Größere Bedeutung wurde nun dem Schießsport beigemessen, der sich immer mehr zum „militärischen“ Schießen in vier Anschlagarten entwickelte. In der Mitgliedschaft wurde zwischen den „Ausübenden“ und den „sonstigen“ Mitgliedern unterschieden.

Ab 1937 gab es im Schießsport nur noch eine „reichseinheitliche nationalsozialistische Dachorganisation“, den Deutschen Schützenverband. Die neue Einheitssatzung schränkte die Rechte der Mitgliederversammlung erheblich ein und sicherte nun den Einfluss der Partei auf die Ernennung und Bestätigung der Vereinsführer. Wollten die Schützen den Schützenverein aufrechterhalten, konnten sie nur der neuen Satzung zustimmen. Viele Mitglieder waren der Auffassung, diese Einschränkungen im Interesse des Vereins, des Schießsports und ihres geliebten Schützenfestes hinnehmen zu müssen und zu können.

Heinrich Völkerding trat im Juni 1937 zurück. Heinrich Böckmann-Wiegel wurde von der Versammlung als Vereinsführer dem Gauschützenführer zur Ernennung vorgeschlgen. Er berief Josef Sommer zum Schriftführer und die Kompanieführer Bernard Liening, Bernard Echtermann und Eduard Beckermann in den Beirat. Die übrigen Ämter blieben wie bisher besetzt.

Alle Veranstaltungen des Vereins und seiner Sportgruppe mussten im Voraus geplant, gemeldet und genehmigt werden. Die Termine waren mit dem Ortsgruppenleiter der NSDAP abzustimmen. Ab Dezember 1938 wird durch Erlass des Führers der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen und damit eine von der NSDAP „betreute“ Organisation. Alles, was fortan in den Vereinen geschah, stand unter der Beobachtung der örtlichen Parteiorgane, musste mit ihnen abgesprochen und von ihnen genehmigt werden. Mit entsprechenden Druckmitteln konnte die Partei ihrerseits ihre Forderungen an die Vereine durchsetzen.

Das letzte Schützenfest vor dem zweiten Weltkrieg wurde am 16. und 17. Juli 1939 gefeiert. Schützenbrüder und Gäste aus dem gesamten Kreis waren gekommen, um mit ihren Holdorfer Kameraden ein großes Fest zu feiern. Es war das Jubelschützenfest zum 50jährigen Bestehen des Vereins.

Den älteren Schützenbrüdern ist die nun folgende Kriegszeit sicherlich noch in Erinnerung. Wie schon im ersten Weltkrieg, so konnten auch nun keine Schützenfeste mehr gefeiert werden. Die letzte Versammlung des Vereins fand am 10. Juli 1940 bei Frilling statt. Eine neue Einheitssatzung musste eingeführt werden. Den Mitgliedern wurden sämtliche Mitspracherechte genommen. Auch im Schützenverein wird der totale Führerstaat errichtet. Im Protokollbuch wird nur knapp vermerkt: „Die vom Gauschützenführer zugesandte Satzung wird befehlsgemäß angenommen.“

Es wurde beschlossen, alle notwendigen baulichen Veränderungen für die Dauer des Krieges zurückzustellen. Der reine Schießbetrieb lief auch während der Kriegszeit befehlsgemäß weiter. Die „Ascha“ -aktive Schießabteilung- bestand entsprechend den Meldelisten aus 31 Schützen, von denen 9 zum Militär eingezogen waren. 1944 wurde auch dieser Schießbetrieb eingestellt. Der Platz wurde an den RAD verpachtet.

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